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Ist der Pferdeflüsterer die bessere Führungskraft ?
Datum: Montag, dem 06. Juli 2015
Thema: Thüringen Fragen


Steigender Kostendruck, neues Entgeltsystem, Zertifizierungsbestrebungen, geänderte politische und rechtlichen Rahmenbedingungen - Krankenhäuser unterliegen heute einem enormen Wirtschaftlichkeitsdruck und sehen sich einem immer intensiveren Markt- und Wettbewerbsumfeld gegenüber. Krankenhäuser müssen sich zunehmend als wettbewerbsorientierte Dienstleister definieren. Das Neuausrichten von Krankenhäusern auf Märkte, Patienten und Menschen ist daher unvermeidlich und entscheidet über den Erfolg. Aufgrund knapper werdender Ressourcen stößt das ethisch humanitäre Engagement des Krankenhauspersonals jedoch häufig an ökonomische Grenzen. In diesem Zusammenhang ist es für Krankenhäuser - die als Dienstleistungsunternehmen zu den personalintensiven Betrieben zählen - entscheidend, eine professionelle und zielgerichtete Personalentwicklung zu betreiben. Die Führenden aus Krankenhaus-Management, Pflege und Medizin sehen sich zunehmend mit Anforderungen konfrontiert, die weit über fach-spezifische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse hinausgehen. Schlüssel-Kompetenzen - Soft Skills, mit denen man Mitarbeiter erfolgreich führen, motivieren und coachen kann, gewinnen immer mehr an Bedeutung. Für das Zusammenspiel von Management, Pflege und Medizin gehören neue Wegen der Kommunikation, Kooperation und Konfliktlösung im Krankenhaus zu unerlässlichem Rüstzeug. Gemeinsam mit den SRH Kliniken bietet PetsEducatingPeople einen neuen Weg, die Führungskompetenz von Oberärzten im Rahmen der „Initiative Neue Ärzte“ weiterzuentwickeln.

Was mögen Chefärzte mit Pferden zu tun haben? Sie nehmen Ihre Assistenzärzte an die Kandare, bringen ihren Pflegedienst auf Trab und halten sich gegenseitig die Steigbügel. Die Begriffe aus dem Pferdesport kennt man in ähnlichen Redewendungen in der deutschen Umgangssprache.

Was aber können Ärzte von Pferden lernen?

Die Aufgabe erscheint auf den ersten Blick einfach. Frau Dr. M. soll das Pferd Guideon über einen Parcour führen. Guideon folgt bereitwillig und trottet um die orangefarbenen Pylonen und über die am Boden liegenden Stangen. Kein Problem Doch jetzt ist die Plane dran. Das Pferd stutzt und bleibt wie versteinert stehen. Guideon geht keinen Schritt weiter. Der 14-jährige Wallach weigert sich einfach, über die Plane zu gehen. „Komm, Guideon, was soll das denn jetzt, du willst es doch auch“, fordert Frau Dr. M. Aber das Pferd schüttelt nur den Kopf, die lange Mähne flatterte. “Ist das ein NEIN?“ Aber natürlich antwortet das Pferd nicht. Nun versucht Frau Dr. M. mit Kraft das Pferd zu bewegen, indem sie am Strick zieht. Doch Guideon bewegt sich keinen Schritt auf die Plane zu und stemmt die Vorderbeine in den Boden. Jetzt schiebt Frau Dr. M. das Pferd ein paar Schritte zurück und versucht, es noch einmal voran zu ziehen. Das ist Guideon dann doch zuviel. Der Wallach entscheidet sich, zu den anderen Pferden zu traben und reißt sich einfach los.

Resigniert schaut Frau Dr. M. die Trainerin Swanette Kuntze an und erklärt ratlos: „Ich gebe auf“ und fügt hinzu “Das Pferd versteht mich nicht.“ „Wie ist es Ihnen in dieser Übung ergangen?“ fragt Kuntze. „Ernüchternd“ antwortet Frau Dr. M. „Bei den Stangen war ich mir sicher, dass das Pferd die kennt. Aber so eine bunte Plane?“ „Das Pferd merkt ihre Unsicherheit“ erläutert die Trainerin. „Überreden funktioniert nicht. Wenn sie selber nicht daran glauben, wird ihnen das Pferd nicht folgen“. Frau Dr. M. nickt „Aber das Pferd müsste doch erkennen, was ich wollte, mein gestecktes Ziel erreichen, dass das Pferd auf die Plane geht. Und ich habe doch auch gezogen, um das zu erklären.“ „Na ja, mit Gewalt lässt sich das nicht lösen. Sie haben nämlich nicht bedacht, dass sich 600 kg tierische Muskelmasse nicht durch 60 kg Menschenkraft bewegen lässt, wenn das Pferd es nicht will.“ schmunzelte die Trainerin.

„Der Widerstand hat mich irgendwie auch verunsichert. Ich hatte keine andere Idee mehr wie ich das Pferd dazu bringen konnte auf die Plane zu gehen. Das Pferd ist ungehorsam, denn eigentlich hat es doch zu tun was ich will, wenn es wirklich gut trainiert ist.“ Die hängenden Schultern verraten Ratlosigkeit der erfolgsverwöhnten Frau Dr. M., aber man merkt ihr auch eine leichte Verärgerung an, denn sie ist es gewöhnt, dass man tut, was sie anordnet. Aber genau hier setzt der Lernprozess an.

Nun wendet sich die Trainerin an die anderen Teilnehmer, die außerhalb des abgesteckten Bereichs die Übung in der Reithalle verfolgt haben: „Welche Gedanken gingen Ihnen als Beobachter denn durch den Kopf?“ Ein Teilnehmer ergreift das Wort und erklärte: „So wie sich das Pferd verhalten hat, wird es nie über diese Plane gehen. Das Pferd ist einfach nur bockig!“ Aber genau diese Äußerung hatte die Trainerin erwartet, denn so unbedacht reagieren viele Menschen im täglichen Leben.

Frau Kuntze versichert, dass das Pferd die Plane kennt und auch keine Scheu davor zeigt.

„Ich denke, dass Frau Dr. M. sich vor der Plane anders verhalten hat und damit dem Pferd signalisiert hat, dass es kein Vertrauen mehr in die Führung haben könnte.“ merkt ein anderer Teilnehmer dazu an, der in der morgendlichen Einführung wohl gut aufgepasst hat. „Ich denke, Sie haben Recht“, antwortet Frau Kuntze. „Folgen Sie mir also in den Seminarraum und schauen wir uns doch mal die Szene im Video an.“

Die Seminarteilnehmer schauen gespannt auf die an die Leinwand gebeamte Übungssequenz, und Frau Dr. M. stellt erstaunt fest: „Stimmt, ich habe gar nicht bemerkt, dass ich vor der Plane mein Tempo verringert habe und auch eine schlaffe Körperhaltung zu sehen ist. Da hätte ich als Pferd auch Zweifel gehabt, ob der Mensch sich seiner Sache sicher ist, oder ob wir nicht mit der Plane in die Erde versinken würden“.

„Das haben Sie richtig erkannt. Einer muss der Anführer sein. Wenn der Mensch es nicht ist, dann ist es das Pferd“, erklärte die Trainerin und wendet sich wieder an Frau Dr. M: „Was, glauben Sie, könnten Sie verändern, um diese Übung erfolgreich durchzuführen?“ Frau M. überlegt kurz „Souveränität in die Körpersprache legen, also Kopf hoch nehmen, Ziel fokussieren und ohne Angst auf das Ziel zugehen, denn wenn ich dem Pferd zeige, dass ich keine Bedenken habe darüber zu gehen, wird es mir folgen!“

Die Teilnehmer begeben sich wieder in die Reithalle, und man sieht ihnen an, dass sie sehr gespannt sind, ob diese Erkenntnis des Rätsels Lösung sein wird.

Frau Dr. M. hat ihre gewohnte Selbstsicherheit zurück gewonnen und schreitet mit aufrechter Körperhaltung voran, nimmt die Zügel wieder in die Hand und führt Guideon erneut über den Parcour.

Zielstrebig geht sie auf die Plane zu, und Guideon folgt ihr ohne eine Regung der Unsicherheit zu zeigen. Applaus brandet auf, und man sieht Frau Dr. M an, dass in ihr ein Gefühl erwächst, als hätte sie eben einen Olympiasieg errungen.

Neues Pferd, neuer Teilnehmer! Die nächste Übung heißt: „Respekt und Vertrauen“. Nun ist Prof. B. an der Reihe.

Taanitz döst regungslos und mit leicht hängendem Kopf im Picadero. Nur das Spiel seiner Ohren verrät, dass er jede Bewegung, jeden Laut wahrnimmt und aufmerksam verfolgt. Als Prof. B. den abgetrennten Bereich der Reithalle betritt, ändert sich die Körperhaltung des Pferdes blitzschnell. Alarmbereitschaft wird signalisiert. Prof. B poltert wie ein Elefant auf Taanitz zu und treibt das Pferd unbewusst und unbedacht vor sich her. Mit dem Respekt klappt es mehr als gut. Die Übung allerdings erfordert jetzt Vertrauensbildung. Das Pferd sollt vertrauensvoll auf Prof. B. zukommen und sich streicheln lassen. Doch Prof. B hat nicht die geringste Chance, Taanitz bleibt immer auf Abstand, weicht aus, lässt den Professor nicht nahe kommen.

Dieses Erlebnis geht dem jungen forschen Chefarzt sehr unter die Haut. Er ist sehr tierlieb und tief berührt, dass dieses Tier Angst vor ihm zeigt. Aber die Erkenntnis fällt auch auf fruchtbaren Boden. „Jetzt verstehe ich auch, warum meine jungen Assistenzärzte immer wie versteinert und sprachlos sind, und warum meine Assistentin zusammenzuckt, wenn ich ins Büro komme. Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so respekteinflößend wirke“ äußert er.

Die Erkenntnis der Situation bedeutet aber nicht, dass der Professor auch eine Lösung für ein geändertes Verhalten gefunden hat. Die Trainerin ermuntert deswegen zur Wiederholung der Übung. Und nachdem Prof. B. durch Probieren und Reflektieren gelernt hat, seine Präsenz und Dominanz kontrollierter einzusetzen, ist Taanitz beim dritten Annäherungsversuch auch bereit, sich beschmusen zu lassen. Und man darf sicher sein, dass Prof. B. dieses Erlebnis nicht vergessen wird.

Das Seminar hat die gewünschten Erkenntnisse und Lösungsansätze erbracht. Bei der Abschlussbesprechung und Auswertung der Videoaufnahmen geht es nicht mehr um Pferde. Die Pferde haben die Bilder geliefert und die Teilnehmer angeregt, über ihr Verhalten nachzudenken und durch Reflektion auch Parallelen zu ihrem Verhalten im Arbeitsalltag zu erkennen. Weil der Umgang mit Pferden nicht zum Alltag von Ärzten zählt, werden diese Selbsterkenntnisse und Aha-Erlebnisse gewiss noch lange als Bilder in Erinnerung bleiben.

Unter dem Firmennamen PetsEducatingPeople bietet Swanette Kuntze seit einigen Jahren Seminare mit Tieren als Co-Trainer an. Die Seminarreihe PAPD – Pet Assisted Personal Development - richtet sich an Führungskräfte, die ihre Persönlichkeit entwickeln möchten. In Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern, wie Beate Blankenburg bei den Seminaren der SRH Kliniken, werden die Pferde gestützten Seminare an unterschiedlichen Standorten durchgeführt.

Laut Geschäftsführerin und Trainerin Swanette Kuntze interessieren sich Pferde in keiner Weise für die Position, die jemand im Berufsleben bekleidet, welches Auto man fährt oder welche Uhr man trägt. Statussymbole beeindrucken nur die Menschen. Für Pferde zählen nur die Persönlichkeit und das Verhalten

Was auf den ersten Blick abwegig erscheint, hat sich inzwischen als wirksame und erfolgreiche Trainingsmethode durchgesetzt. Traditionelle Elemente und innovativer Ansatz gehen Hand in Hand.

Im Gegensatz zu der Vielzahl an Führungskräfte-Seminaren, die fast immer mit kognitiven Lernformen arbeiten – diese Methoden vernachlässigen das Limbische System, dass von großer Bedeutung ist, wenn es um Menschen und deren Beziehungen geht - setzten die PAPD-Seminare auch auf Emotionen und Erfahrungslernen. Ganz ohne Theorie kommen auch die PAPD-Seminare nicht aus. Der Schwerpunkt aber liegt in den praktischen Übungen mit den Pferden und der anschließenden Reflektion.

Als Herdentier lebt das Pferd in einem hierarchisch geprägten Sozialgefüge. Das ranghöchste Pferd zeichnet sich dadurch aus, dass es die Fähigkeiten anderer Herdenmitglieder erkennen kann und diese zum Wohle und sicheren Überleben aller Herdenmitglieder bestärkt. Ein wesentlicher Bestandteil, damit dieses System funktioniert, ist „Führen oder geführt werden“.

Wie in Menschengruppen basiert das Zusammenleben bei den Pferden auch auf den Grundpfeilern Aufmerksamkeit, Kommunikation, Respekt und Vertrauen.

Im Umgang mit dem Pferd lernen die Teilnehmer die eigenen Führungsqualitäten erkennen und verbessern. Die Wirkung des eigenen Führungsverhaltens wird vom Tier in Sekundenbruchteilen gespiegelt und transparent gemacht. Die Pferde reagieren direkt und ohne zu beschönigen. Stimmen innere Absicht und Körpersprache nicht überein, oder ist der Teilnehmer unsicher über sein Ziel, ist er aggressiv, so verliert das Pferd sein Vertrauen und versucht sich den Befehlen zu widersetzen.

Übt der Mensch zu wenig Druck aus, wird das Pferd seinen Respekt zum Menschen in Frage stellen. Übt der Mensch zuviel Druck aus, reagiert das Pferd instinktiv mit Flucht oder Widerstand.

Überhaupt besteht der Hauptnutzen des Seminars in den Erfahrungen, die die Teilnehmer über sich selbst und ihren persönlichen Führungsstil machen. Versucht man mit dem Pferd zu diskutieren oder versucht man es mit „Gewalt“? (Was im Seminar nicht erlaubt ist). Achtet man auf die Signale des Pferdes? Gibt man selber klare Signale? Hat man nur das Ziel vor Augen oder wird auch der Weg für wichtig erachtet?

Führung von Menschen ist wie bei Pferden nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Beziehung muss stimmen, die Führungskraft muss als Leitperson respektiert werden, die Vertrauensbasis muss vorhanden sein, die zu errechenden Ziele müssen klar vermittelt werden, die Kommunikation muss eindeutig sein.

Im Gegensatz zu dem tierischen Leittier, das die Talente der anderen Pferde für die gesamte Herde nutzt, fällt es vielen Führungspersönlichkeiten schwer, einen Rangniederen zu fördern, der Stärke entwickelt, oft aus Furcht damit seine Kompetenz zu mindern.

Diese Erkenntnisse setzen die SRH Kliniken flächendeckend zur Weiterentwicklung der Führungsfähigkeiten ihrer Mentoren seit Herbst 2008 ein. Vor fast einem Jahr haben die SRH Kliniken die „Initiative Neue Ärzte“ ins Leben gerufen, um den Wandel im Gesundheitswesen maßgeblich mitzugestalten. Dem Arzt der Zukunft wird neben fachlicher Expertise zunehmend auch unternehmerisches Verständnis abverlangt. Die Antwort auf die neuen Herausforderungen ist eine zielgerichtete, transparente, strukturierte Facharztweiterbildung. Das Programm integriert Managementqualifikation, gewährleistet die Betreuung durch erfahrene Oberärzte als Mentoren und organisiert medizinische Zusatzangebote.

Im Zuge dessen gehen die SRH Kliniken auch neue Wege bei der Weiterbildung von Führungskräften. Die Mentoren erfahren dabei ein eigenständiges Programm, dass vor allem betriebswirtschaftliche Kenntnisse und eine Stärkung der Führungskompetenz vermitteln. Seit Herbst letzten Jahres erfahren die Mentoren im Rahmen von umfassenden Schulungen mit Hilfe von PAPD durchgeführt von PetsEducatingPeople diese innovative Lernmethode. Nach den ersten beiden Veranstaltungen war die Resonanz sehr positiv, so dass die SRH Kliniken PAPD auch in der dritten Schulung zum festen Bestandteil macht.

Die Teilnehmer bestätigen die eingangs dieses Textes beschriebenen Erlebnisse und Eindrücke. Der Umgang gibt in der Tat ein sehr direktes Feedback, das zugleich für bleibende Erinnerungen sorgt. Die Reflexion in der Gruppe und in der Videoanalyse erzeugt zusammen mit den erfahrenen Coachs eine intensive Auseinandersetzung mit Wirkung von Führungsverhalten. Auch lange nach dem PAPD-Workshop berichten die Teilnehmer von diesem besonderen Erlebnis und von stärkerer Reflexion des eigenen Führungsverständnisses.

Die SRH Kliniken erzielen mit ihren sieben Einrichtungen in Baden-Württemberg und Thüringen und mit über 5.400 Beschäftigten einen Umsatz von 370 Mio. EUR. Sie repräsentieren die Sparte Gesundheit innerhalb der SRH. Die SRH ist ein führender Anbieter von Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen. Sie betreibt bundesweit private Hochschulen, Bildungszentren, Schulen und Krankenhäuser. Mit 7.500 Mitarbeitern betreut die SRH mehr als 200.000 Bildungskunden und Patienten im Jahr. Der Konzern steht im Eigentum der SRH Holding, einer privaten Stiftung mit Sitz in Heidelberg.

PetsEducatingPeople

Swanette Kuntze

Geschäftsführerin

Jägerheide 22

29352 Großmoor

Telefon: 05085 - 956505

Telefax: 05085 - 956504

URL: www.papd.de

SRH Kliniken GmbH

Oliver Heitz

Bereichsleiter Personal

Bonhoefferstraße 1

69123 Heidelberg

Telefon: 06221 - 88-19 15

Telefax: 06221 - 88-19 50

E-Mail: oliver.heitz@srh-kliniken.de

Internet: www.srh.de



Steigender Kostendruck, neues Entgeltsystem, Zertifizierungsbestrebungen, geänderte politische und rechtlichen Rahmenbedingungen - Krankenhäuser unterliegen heute einem enormen Wirtschaftlichkeitsdruck und sehen sich einem immer intensiveren Markt- und Wettbewerbsumfeld gegenüber. Krankenhäuser müssen sich zunehmend als wettbewerbsorientierte Dienstleister definieren. Das Neuausrichten von Krankenhäusern auf Märkte, Patienten und Menschen ist daher unvermeidlich und entscheidet über den Erfolg. Aufgrund knapper werdender Ressourcen stößt das ethisch humanitäre Engagement des Krankenhauspersonals jedoch häufig an ökonomische Grenzen. In diesem Zusammenhang ist es für Krankenhäuser - die als Dienstleistungsunternehmen zu den personalintensiven Betrieben zählen - entscheidend, eine professionelle und zielgerichtete Personalentwicklung zu betreiben. Die Führenden aus Krankenhaus-Management, Pflege und Medizin sehen sich zunehmend mit Anforderungen konfrontiert, die weit über fach-spezifische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse hinausgehen. Schlüssel-Kompetenzen - Soft Skills, mit denen man Mitarbeiter erfolgreich führen, motivieren und coachen kann, gewinnen immer mehr an Bedeutung. Für das Zusammenspiel von Management, Pflege und Medizin gehören neue Wegen der Kommunikation, Kooperation und Konfliktlösung im Krankenhaus zu unerlässlichem Rüstzeug. Gemeinsam mit den SRH Kliniken bietet PetsEducatingPeople einen neuen Weg, die Führungskompetenz von Oberärzten im Rahmen der „Initiative Neue Ärzte“ weiterzuentwickeln.

Was mögen Chefärzte mit Pferden zu tun haben? Sie nehmen Ihre Assistenzärzte an die Kandare, bringen ihren Pflegedienst auf Trab und halten sich gegenseitig die Steigbügel. Die Begriffe aus dem Pferdesport kennt man in ähnlichen Redewendungen in der deutschen Umgangssprache.

Was aber können Ärzte von Pferden lernen?

Die Aufgabe erscheint auf den ersten Blick einfach. Frau Dr. M. soll das Pferd Guideon über einen Parcour führen. Guideon folgt bereitwillig und trottet um die orangefarbenen Pylonen und über die am Boden liegenden Stangen. Kein Problem Doch jetzt ist die Plane dran. Das Pferd stutzt und bleibt wie versteinert stehen. Guideon geht keinen Schritt weiter. Der 14-jährige Wallach weigert sich einfach, über die Plane zu gehen. „Komm, Guideon, was soll das denn jetzt, du willst es doch auch“, fordert Frau Dr. M. Aber das Pferd schüttelt nur den Kopf, die lange Mähne flatterte. “Ist das ein NEIN?“ Aber natürlich antwortet das Pferd nicht. Nun versucht Frau Dr. M. mit Kraft das Pferd zu bewegen, indem sie am Strick zieht. Doch Guideon bewegt sich keinen Schritt auf die Plane zu und stemmt die Vorderbeine in den Boden. Jetzt schiebt Frau Dr. M. das Pferd ein paar Schritte zurück und versucht, es noch einmal voran zu ziehen. Das ist Guideon dann doch zuviel. Der Wallach entscheidet sich, zu den anderen Pferden zu traben und reißt sich einfach los.

Resigniert schaut Frau Dr. M. die Trainerin Swanette Kuntze an und erklärt ratlos: „Ich gebe auf“ und fügt hinzu “Das Pferd versteht mich nicht.“ „Wie ist es Ihnen in dieser Übung ergangen?“ fragt Kuntze. „Ernüchternd“ antwortet Frau Dr. M. „Bei den Stangen war ich mir sicher, dass das Pferd die kennt. Aber so eine bunte Plane?“ „Das Pferd merkt ihre Unsicherheit“ erläutert die Trainerin. „Überreden funktioniert nicht. Wenn sie selber nicht daran glauben, wird ihnen das Pferd nicht folgen“. Frau Dr. M. nickt „Aber das Pferd müsste doch erkennen, was ich wollte, mein gestecktes Ziel erreichen, dass das Pferd auf die Plane geht. Und ich habe doch auch gezogen, um das zu erklären.“ „Na ja, mit Gewalt lässt sich das nicht lösen. Sie haben nämlich nicht bedacht, dass sich 600 kg tierische Muskelmasse nicht durch 60 kg Menschenkraft bewegen lässt, wenn das Pferd es nicht will.“ schmunzelte die Trainerin.

„Der Widerstand hat mich irgendwie auch verunsichert. Ich hatte keine andere Idee mehr wie ich das Pferd dazu bringen konnte auf die Plane zu gehen. Das Pferd ist ungehorsam, denn eigentlich hat es doch zu tun was ich will, wenn es wirklich gut trainiert ist.“ Die hängenden Schultern verraten Ratlosigkeit der erfolgsverwöhnten Frau Dr. M., aber man merkt ihr auch eine leichte Verärgerung an, denn sie ist es gewöhnt, dass man tut, was sie anordnet. Aber genau hier setzt der Lernprozess an.

Nun wendet sich die Trainerin an die anderen Teilnehmer, die außerhalb des abgesteckten Bereichs die Übung in der Reithalle verfolgt haben: „Welche Gedanken gingen Ihnen als Beobachter denn durch den Kopf?“ Ein Teilnehmer ergreift das Wort und erklärte: „So wie sich das Pferd verhalten hat, wird es nie über diese Plane gehen. Das Pferd ist einfach nur bockig!“ Aber genau diese Äußerung hatte die Trainerin erwartet, denn so unbedacht reagieren viele Menschen im täglichen Leben.

Frau Kuntze versichert, dass das Pferd die Plane kennt und auch keine Scheu davor zeigt.

„Ich denke, dass Frau Dr. M. sich vor der Plane anders verhalten hat und damit dem Pferd signalisiert hat, dass es kein Vertrauen mehr in die Führung haben könnte.“ merkt ein anderer Teilnehmer dazu an, der in der morgendlichen Einführung wohl gut aufgepasst hat. „Ich denke, Sie haben Recht“, antwortet Frau Kuntze. „Folgen Sie mir also in den Seminarraum und schauen wir uns doch mal die Szene im Video an.“

Die Seminarteilnehmer schauen gespannt auf die an die Leinwand gebeamte Übungssequenz, und Frau Dr. M. stellt erstaunt fest: „Stimmt, ich habe gar nicht bemerkt, dass ich vor der Plane mein Tempo verringert habe und auch eine schlaffe Körperhaltung zu sehen ist. Da hätte ich als Pferd auch Zweifel gehabt, ob der Mensch sich seiner Sache sicher ist, oder ob wir nicht mit der Plane in die Erde versinken würden“.

„Das haben Sie richtig erkannt. Einer muss der Anführer sein. Wenn der Mensch es nicht ist, dann ist es das Pferd“, erklärte die Trainerin und wendet sich wieder an Frau Dr. M: „Was, glauben Sie, könnten Sie verändern, um diese Übung erfolgreich durchzuführen?“ Frau M. überlegt kurz „Souveränität in die Körpersprache legen, also Kopf hoch nehmen, Ziel fokussieren und ohne Angst auf das Ziel zugehen, denn wenn ich dem Pferd zeige, dass ich keine Bedenken habe darüber zu gehen, wird es mir folgen!“

Die Teilnehmer begeben sich wieder in die Reithalle, und man sieht ihnen an, dass sie sehr gespannt sind, ob diese Erkenntnis des Rätsels Lösung sein wird.

Frau Dr. M. hat ihre gewohnte Selbstsicherheit zurück gewonnen und schreitet mit aufrechter Körperhaltung voran, nimmt die Zügel wieder in die Hand und führt Guideon erneut über den Parcour.

Zielstrebig geht sie auf die Plane zu, und Guideon folgt ihr ohne eine Regung der Unsicherheit zu zeigen. Applaus brandet auf, und man sieht Frau Dr. M an, dass in ihr ein Gefühl erwächst, als hätte sie eben einen Olympiasieg errungen.

Neues Pferd, neuer Teilnehmer! Die nächste Übung heißt: „Respekt und Vertrauen“. Nun ist Prof. B. an der Reihe.

Taanitz döst regungslos und mit leicht hängendem Kopf im Picadero. Nur das Spiel seiner Ohren verrät, dass er jede Bewegung, jeden Laut wahrnimmt und aufmerksam verfolgt. Als Prof. B. den abgetrennten Bereich der Reithalle betritt, ändert sich die Körperhaltung des Pferdes blitzschnell. Alarmbereitschaft wird signalisiert. Prof. B poltert wie ein Elefant auf Taanitz zu und treibt das Pferd unbewusst und unbedacht vor sich her. Mit dem Respekt klappt es mehr als gut. Die Übung allerdings erfordert jetzt Vertrauensbildung. Das Pferd sollt vertrauensvoll auf Prof. B. zukommen und sich streicheln lassen. Doch Prof. B hat nicht die geringste Chance, Taanitz bleibt immer auf Abstand, weicht aus, lässt den Professor nicht nahe kommen.

Dieses Erlebnis geht dem jungen forschen Chefarzt sehr unter die Haut. Er ist sehr tierlieb und tief berührt, dass dieses Tier Angst vor ihm zeigt. Aber die Erkenntnis fällt auch auf fruchtbaren Boden. „Jetzt verstehe ich auch, warum meine jungen Assistenzärzte immer wie versteinert und sprachlos sind, und warum meine Assistentin zusammenzuckt, wenn ich ins Büro komme. Ich habe gar nicht gewusst, dass ich so respekteinflößend wirke“ äußert er.

Die Erkenntnis der Situation bedeutet aber nicht, dass der Professor auch eine Lösung für ein geändertes Verhalten gefunden hat. Die Trainerin ermuntert deswegen zur Wiederholung der Übung. Und nachdem Prof. B. durch Probieren und Reflektieren gelernt hat, seine Präsenz und Dominanz kontrollierter einzusetzen, ist Taanitz beim dritten Annäherungsversuch auch bereit, sich beschmusen zu lassen. Und man darf sicher sein, dass Prof. B. dieses Erlebnis nicht vergessen wird.

Das Seminar hat die gewünschten Erkenntnisse und Lösungsansätze erbracht. Bei der Abschlussbesprechung und Auswertung der Videoaufnahmen geht es nicht mehr um Pferde. Die Pferde haben die Bilder geliefert und die Teilnehmer angeregt, über ihr Verhalten nachzudenken und durch Reflektion auch Parallelen zu ihrem Verhalten im Arbeitsalltag zu erkennen. Weil der Umgang mit Pferden nicht zum Alltag von Ärzten zählt, werden diese Selbsterkenntnisse und Aha-Erlebnisse gewiss noch lange als Bilder in Erinnerung bleiben.

Unter dem Firmennamen PetsEducatingPeople bietet Swanette Kuntze seit einigen Jahren Seminare mit Tieren als Co-Trainer an. Die Seminarreihe PAPD – Pet Assisted Personal Development - richtet sich an Führungskräfte, die ihre Persönlichkeit entwickeln möchten. In Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern, wie Beate Blankenburg bei den Seminaren der SRH Kliniken, werden die Pferde gestützten Seminare an unterschiedlichen Standorten durchgeführt.

Laut Geschäftsführerin und Trainerin Swanette Kuntze interessieren sich Pferde in keiner Weise für die Position, die jemand im Berufsleben bekleidet, welches Auto man fährt oder welche Uhr man trägt. Statussymbole beeindrucken nur die Menschen. Für Pferde zählen nur die Persönlichkeit und das Verhalten

Was auf den ersten Blick abwegig erscheint, hat sich inzwischen als wirksame und erfolgreiche Trainingsmethode durchgesetzt. Traditionelle Elemente und innovativer Ansatz gehen Hand in Hand.

Im Gegensatz zu der Vielzahl an Führungskräfte-Seminaren, die fast immer mit kognitiven Lernformen arbeiten – diese Methoden vernachlässigen das Limbische System, dass von großer Bedeutung ist, wenn es um Menschen und deren Beziehungen geht - setzten die PAPD-Seminare auch auf Emotionen und Erfahrungslernen. Ganz ohne Theorie kommen auch die PAPD-Seminare nicht aus. Der Schwerpunkt aber liegt in den praktischen Übungen mit den Pferden und der anschließenden Reflektion.

Als Herdentier lebt das Pferd in einem hierarchisch geprägten Sozialgefüge. Das ranghöchste Pferd zeichnet sich dadurch aus, dass es die Fähigkeiten anderer Herdenmitglieder erkennen kann und diese zum Wohle und sicheren Überleben aller Herdenmitglieder bestärkt. Ein wesentlicher Bestandteil, damit dieses System funktioniert, ist „Führen oder geführt werden“.

Wie in Menschengruppen basiert das Zusammenleben bei den Pferden auch auf den Grundpfeilern Aufmerksamkeit, Kommunikation, Respekt und Vertrauen.

Im Umgang mit dem Pferd lernen die Teilnehmer die eigenen Führungsqualitäten erkennen und verbessern. Die Wirkung des eigenen Führungsverhaltens wird vom Tier in Sekundenbruchteilen gespiegelt und transparent gemacht. Die Pferde reagieren direkt und ohne zu beschönigen. Stimmen innere Absicht und Körpersprache nicht überein, oder ist der Teilnehmer unsicher über sein Ziel, ist er aggressiv, so verliert das Pferd sein Vertrauen und versucht sich den Befehlen zu widersetzen.

Übt der Mensch zu wenig Druck aus, wird das Pferd seinen Respekt zum Menschen in Frage stellen. Übt der Mensch zuviel Druck aus, reagiert das Pferd instinktiv mit Flucht oder Widerstand.

Überhaupt besteht der Hauptnutzen des Seminars in den Erfahrungen, die die Teilnehmer über sich selbst und ihren persönlichen Führungsstil machen. Versucht man mit dem Pferd zu diskutieren oder versucht man es mit „Gewalt“? (Was im Seminar nicht erlaubt ist). Achtet man auf die Signale des Pferdes? Gibt man selber klare Signale? Hat man nur das Ziel vor Augen oder wird auch der Weg für wichtig erachtet?

Führung von Menschen ist wie bei Pferden nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Beziehung muss stimmen, die Führungskraft muss als Leitperson respektiert werden, die Vertrauensbasis muss vorhanden sein, die zu errechenden Ziele müssen klar vermittelt werden, die Kommunikation muss eindeutig sein.

Im Gegensatz zu dem tierischen Leittier, das die Talente der anderen Pferde für die gesamte Herde nutzt, fällt es vielen Führungspersönlichkeiten schwer, einen Rangniederen zu fördern, der Stärke entwickelt, oft aus Furcht damit seine Kompetenz zu mindern.

Diese Erkenntnisse setzen die SRH Kliniken flächendeckend zur Weiterentwicklung der Führungsfähigkeiten ihrer Mentoren seit Herbst 2008 ein. Vor fast einem Jahr haben die SRH Kliniken die „Initiative Neue Ärzte“ ins Leben gerufen, um den Wandel im Gesundheitswesen maßgeblich mitzugestalten. Dem Arzt der Zukunft wird neben fachlicher Expertise zunehmend auch unternehmerisches Verständnis abverlangt. Die Antwort auf die neuen Herausforderungen ist eine zielgerichtete, transparente, strukturierte Facharztweiterbildung. Das Programm integriert Managementqualifikation, gewährleistet die Betreuung durch erfahrene Oberärzte als Mentoren und organisiert medizinische Zusatzangebote.

Im Zuge dessen gehen die SRH Kliniken auch neue Wege bei der Weiterbildung von Führungskräften. Die Mentoren erfahren dabei ein eigenständiges Programm, dass vor allem betriebswirtschaftliche Kenntnisse und eine Stärkung der Führungskompetenz vermitteln. Seit Herbst letzten Jahres erfahren die Mentoren im Rahmen von umfassenden Schulungen mit Hilfe von PAPD durchgeführt von PetsEducatingPeople diese innovative Lernmethode. Nach den ersten beiden Veranstaltungen war die Resonanz sehr positiv, so dass die SRH Kliniken PAPD auch in der dritten Schulung zum festen Bestandteil macht.

Die Teilnehmer bestätigen die eingangs dieses Textes beschriebenen Erlebnisse und Eindrücke. Der Umgang gibt in der Tat ein sehr direktes Feedback, das zugleich für bleibende Erinnerungen sorgt. Die Reflexion in der Gruppe und in der Videoanalyse erzeugt zusammen mit den erfahrenen Coachs eine intensive Auseinandersetzung mit Wirkung von Führungsverhalten. Auch lange nach dem PAPD-Workshop berichten die Teilnehmer von diesem besonderen Erlebnis und von stärkerer Reflexion des eigenen Führungsverständnisses.

Die SRH Kliniken erzielen mit ihren sieben Einrichtungen in Baden-Württemberg und Thüringen und mit über 5.400 Beschäftigten einen Umsatz von 370 Mio. EUR. Sie repräsentieren die Sparte Gesundheit innerhalb der SRH. Die SRH ist ein führender Anbieter von Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen. Sie betreibt bundesweit private Hochschulen, Bildungszentren, Schulen und Krankenhäuser. Mit 7.500 Mitarbeitern betreut die SRH mehr als 200.000 Bildungskunden und Patienten im Jahr. Der Konzern steht im Eigentum der SRH Holding, einer privaten Stiftung mit Sitz in Heidelberg.

PetsEducatingPeople

Swanette Kuntze

Geschäftsführerin

Jägerheide 22

29352 Großmoor

Telefon: 05085 - 956505

Telefax: 05085 - 956504

URL: www.papd.de

SRH Kliniken GmbH

Oliver Heitz

Bereichsleiter Personal

Bonhoefferstraße 1

69123 Heidelberg

Telefon: 06221 - 88-19 15

Telefax: 06221 - 88-19 50

E-Mail: oliver.heitz@srh-kliniken.de

Internet: www.srh.de







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